Vereinsaktivitäten
„Ein echter Durchbruch“: BO4E-Roadshow zeigte erste Praxisanwendungen
21. Oktober 2019
Die Interessengemeinschaft Geschäftsobjekte Energiewirtschaft e. V. lud zu einer Informationsveranstaltung zum neuen Softwarestandard der „Business Objects for Energy“ (BO4E) zu PwC nach Frankfurt am Main. Energieversorger und Beratungsunternehmen nahmen daran teil und erlebten erstmals eine BO4E-Live-Demonstration. Ein lebhafter Gedankenaustausch lieferte zudem konstruktive Ideen für die Zukunft.
Hückelhoven, 21.10.2019 – In Zeiten großer Transformationsprozesse sind „Business Objects for Energy“ (BO4E) von hohem unternehmensstrategischen Wert für Energieversorger und weit mehr als ein IT-Thema: Diese Erkenntnis hat sich im Markt etabliert und so kamen bei der diesjährigen BO4E-Roadshow im September 2019 in Frankfurt Teilnehmer zusammen, die die übergeordnete Bedeutung der „Business Objects“ noch besser kennen lernen und diskutieren wollten. Doch nicht nur das: Sie waren auch gespannt auf die ersten praktischen Anwendungen, denn der Initiator der Informationsveranstaltung, die Interessengemeinschaft Geschäftsobjekte Energiewirtschaft e. V., Hückelhoven, hatte eine „Live-Demonstration“ erster schnittstellenloser Geschäftsprozesse angekündigt. Gastgeber war die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers GmbH (PwC). „Wir konnten einmal mehr das Bewusstsein dafür schärfen, dass ein innovativer Softwarestandard wie die Business Objects for Energy enorme wirtschaftliche Potenziale birgt“, zieht Peter Martin Schroer, Vereinsvorsitzender der Interessengemeinschaft, ein Resümee: „Außerdem haben wir bewiesen, dass die Zeit der rein theoretischen Entwicklung vorbei ist und wir den Sprung in die Praxis geschafft haben: Das ist ein echter Durchbruch!“
Relevanz für Transformationsprozesse
Vattenfall, MVV Umwelt und Energie sowie die Stadtwerke Rüsselsheim – drei Energieversorgungsunternehmen – und darüber hinaus Hochfrequenz, Unternehmensberatung im Energiesektor, waren in Frankfurt zu Gast. Deren Erwartungen und Fragen waren vielfältig: „Wie können BO4E neue Impulse setzen?“, „Welche Relevanz haben sie in Bezug auf die Marktkommunikation?“, „Wie helfen Business Objects for Energy dabei, den Transformationsprozess in der Energiewirtschaft besser zu meistern?“ und „Wie ist die Durchschlagskraft dieses neuen Softwarestandards? Sind die ersten Praxisanwendungen überzeugend?“ Die Referenten Peter Martin Schroer von der Interessengemeinschaft, Roland Hambach, Geschäftsführer des Vereinsmitglieds ene’t GmbH, Hückelhoven, sowie Andre Schönberger, Director bei der PricewaterhouseCoopers GmbH, ebenfalls Mitglied im Verein, skizzierten die Herausforderungen, denen EVU heute gegenüberstehen und demonstrierten den Wert, den Business Objects for Energy für die Bewältigung der neuen Aufgabenstellungen haben.
Gute Voraussetzungen in einem schnelllebigen Energiemarkt
Der neue Standard BO4E für Software-Applikationen, der individuelle Schnittstellen zwischen den Programmen überflüssig macht, kann innerbetriebliche Kommunikationsprozesse erheblich vereinfachen, beschleunigen und sicherer gestalten. Business Objects sind ein Open-Source-Angebot an den Markt, alle Software-Applikationen nach festgelegtem Grundmuster zu entwickeln und damit Kompatibilitätsprobleme für die Zukunft auszuschließen. Das gibt jedem Anwender die Freiheit, Software-Produkte unterschiedlicher Hersteller einzukaufen, miteinander zu kombinieren oder innerhalb kurzer Zeit wieder gegen andere Produkte auszutauschen: „Gute Voraussetzungen in einem schnelllebigen Energiemarkt, der in Zukunft mehr denn je von Flexibilität und Innovationskraft gekennzeichnet sein wird“, waren sich die Experten auf der Roadshow einig.
Der Standard BO4E unterstützt Innovationen und damit neue Impulse im Energiemarkt, indem er digitale Wege ebnet und Hindernisse bei der Datenkommunikation aus dem Weg räumt: BO4E-taugliche Applikationen verstehen sich dank einheitlicher „Sprache“ auf Anhieb und können Daten reibungslos untereinander austauschen. Software-Kombinationen erscheinen „grenzenlos“, wenn Schnittstellenproblematiken ersatzlos wegfallen. Dies sind überzeugende Vorteile.
Bereits 23 Anwendungen
Dass die BO4E trotzdem am Markt noch nicht maßgeblich in Erscheinung getreten sind, hat den Grund, so formulierte es die Interessengemeinschaft, dass die Erarbeitung des theoretischen Fundaments einige Zeit in Anspruch nahm. „Seit Gründung des Vereins im Jahr 2016 hat es rund drei Jahre gedauert, bis wir die zunächst umfangreichen und anspruchsvollen Definitionsarbeiten und Abstimmungen mit Softwarehäusern zu einem ersten, guten Ergebnis führen konnten“, beschreibt Schroer: „Doch jetzt sind wir so weit: Die ersten Geschäftsprozesse funktionieren unter realen Bedingungen.“ Mit Stand September 2019 existieren bereits 23 valide Praxisanwendungen, die fortlaufend erweitert werden: Softwarelösungen, Module, Plug-ins, Applikationen und Webservices setzen Geschäftsobjekte nach dem BO4E-Standard ein. Auf der Roadshow lernten die Besucher vier dieser Praxisanwendungen in einer Live-Demonstration beispielhaft kennen — darunter auch den „BO4E-EDIFACT-Konverter“ von Hochfrequenz.
BO4E und EDIFACT
Die Hochfrequenz Unternehmensberatung war in Frankfurt nicht nur Zuhörer, sondern trug auch zum Programm bei. Das Unternehmen äußerte sich in seiner Einleitung sehr positiv in Bezug auf die „wertvolle Hilfestellung“, die die BO4E für die Entwicklung seiner eigenen Softwareprodukte bietet: „Dank der veröffentlichten und allgemein zugänglichen Definitionen brauchten wir das Rad nicht neu zu erfinden. Wir wussten sofort, worauf es bei unseren Applikationen ankam.“ Mit dem BO4E-EDIFACT-Konverter demonstrierte das Unternehmen eine seiner insgesamt fünf praktischen Anwendungen des neuen Standards und beantwortete zugleich die Frage des Publikums, wie der Austausch zwischen einer BO4E-Struktur und dem EDIFACT-Format, dem branchenübergreifenden Standard für den elektronischen Datenverkehr, funktionieren kann: Durch eine eigene Schnittstelle, die nahtlose Datenübertragungen sicherstellt.
Das Verhältnis BO4E zu EDIFACT war ein grundsätzliches Thema bei der Informationsveranstaltung. „Sollen BO4E irgendwann EDIFACT ersetzen?“, wollten die Roadshow-Gäste wissen. Die Antwort der Veranstalter darauf war klar: „Das eine hat mit dem anderen zunächst nichts zu tun.“ BO4E ist ein Softwarestandard, der sich ausschließlich auf Kommunikationsprozesse innerhalb eines Energieversorgungsunternehmens konzentriert, während EDIFACT auf die externe Kommunikation zwischen Marktakteuren fokussiert. Die Business Objects sind demnach kein Ersatz, sondern eine Ergänzung zu EDIFACT.
Umstellung „Step by Step“
Die Frage, wie die Umstellung der EVU-internen IT-Struktur auf den BO4E-Standard am besten funktioniere, beantwortete die Interessengemeinschaft mit „Step by Step“. Der „große Wurf“ einer Komplettumstellung sei zunächst gar nicht notwendig. Vielmehr könne man schon im Kleinen viel bewirken – und dies praktisch risikolos und mit experimentellem Charakter. Dazu unterstrich der Vereinsvorsitzende: „Die Spezialisierung auf digitale Dienste einerseits und die Vielfalt neuer Angebote andererseits zwingen die Energieversorger dazu, immer mehr Software in komplexen Zusammenhängen einzusetzen. Was spricht dagegen, zunächst für eine Nische respektive einen separaten Geschäftsbereich wie zum Beispiel im Kundenservice oder bei der Elektromobilität ausschließlich BO4E-taugliche Applikationen heranzuziehen und deren Funktionalität zu testen?“ Die Protagonisten äußerten sich einhellig überzeugt davon, dass dabei der Nutzen das Risiko übersteigt. Die Frage sei ohnehin, wie lange die Digitalisierung innerhalb eines EVU mit Softwareprodukten nur eines oder weniger Lieferanten funktioniere. „Ein Unternehmen, selbst wenn es groß ist, kann auf Dauer nicht alle Anforderungen abdecken“, betonten die Referenten: „Der Markt wird sich immer weiter öffnen.“
Initialzündung muss von EVU ausgehen
Wie sich der BO4E-Standard nun effektiv am Markt verbreiten könne, beantwortete der Verein mit dem Appell an die Energieversorger, die Initialzündung selbst in Gang zu setzen. Dazu Schroer: „Wenn ein EVU bereits in seinen Ausschreibungen die BO4E-Tauglichkeit seiner Applikationen fordert, wird sich die Branche allgemein bewegen.“ Ansonsten bestünde die Gefahr, dass es bei monolithischen, unbeweglichen IT-Strukturen längerfristig bliebe – mit allen Nachteilen für die Energieversorger wie hohen Kosten für die Schnittstellenentwicklung, Leistungseinbußen durch mangelnde Kompatibilität oder unzureichende Passgenauigkeit von Software auf die eigenen Anforderungen.
„Aber wie kann eine solche BO4E-Ausschreibung konkret aussehen?“ Mit dieser Frage gaben die Roadshow-Teilnehmer der Interessengemeinschaft die Aufgabe mit auf den Weg, entsprechende Textvorschläge zu entwickeln und den EVU zur Verfügung zu stellen. Auch äußerten sie den Vorschlag, die Kooperation mit Verbänden im Energiemarkt zu suchen, um der BO4E-Idee noch mehr Öffentlichkeitswirkung, Unterstützung und damit Schlagkraft zu verleihen. Dazu Peter Martin Schroer am Ende der Roadshow: „Wir freuen uns sehr über die engagierte Diskussion und nehmen die konstruktiven Anregungen gerne auf – damit der Durchbruch der BO4E ein gebührendes Echo im Energiemarkt erfährt.“
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Repräsentanten von Energieversorgungs- und Beratungsunternehmen trafen sich im September in Frankfurt am Main bei PwC PricewaterhouseCoopers. Eingeladen hatte die Interessengemeinschaft Geschäftsobjekte Energiewirtschaft.